Die Wiederentdeckung des Saphirs aus Bangka:
Parosphromenus deissneri
Wentian Shi, 2018
Mit besonderem Dank an das P.-Project und Peter Finke, Team Borneo und
meine Teamkollegen Ji, Yuhan und Dai, Jianhui
Die Insel Bangka ist eine sehr kleine Insel zwischen Sumatra und Borneo, ihre Größe entspricht der Hälfte des deutschen Bundeslandes Hessen. Sie bildet eine besondere biologische Brücke, wo die Species aus Sumatra und aus Kalimatan aufeinandertreffen, woraus eine große Biodiversität entsteht.
Als ein Paradies für Labyrinthfische und Zeuge einer bedeutenden Evolution in den vergangenen Millionen Jahren, beherbergt Bangka zwei Parosphromenus und 5 Betta Spezies. Parosphromenus Deissneri (siehe Titelfoto) ist der schwimmende Saphir von Bangka und eine Legende aus 150 Jahren Geschichte und das Flagg-Schiff dieser Gattung.
Daneben ist die Insel die Heimat von zwei ursprünglichen Fundorten von nominotypischen Unterarten von P. bintan, die am weitesten verbreitete Art dieser Gattung (von Sumatra über Bangka Belitung bis zum Riau Archipel.
3 ihrer 5 Betta Spezies sind hier zuhause: burdigala, chloropharanyx und schalleri, die ersten zwei werden als gefährdete Spezies in der IUCN Liste geführt.
Trotz dieser großen Biodiversität sind von der kleinen und abgeschlossenen Insel Bangka auf Grund der Transportschwierigkeiten noch nie Fische (wie aus Kalimantan oder Sumatra) kommerziell exportiert worden. Spezies wie deissneri wurden nur privat durch Experten wie Linke oder Brown in letzten 20 Jahren in den Westen gebracht seit sie wieder-beschrieben wurden durch Kottelat. (Seit der Erstbeschreibung 1859 und der Wiederbeschreibung 1998 blieben die Lebensbedingungen dieser Spezies 150 Jahre lang unbekannt)
Es gab aufgrund der Unbequemlichkeit der Reisemöglichkeiten kaum Berichte über die Lebensbedingungen an den Fundorten seit der Erstbeschreibung. 2012 führten Zhou aus China, Jungle Michael aus Malaysia und Team Borneo aus Japan eine Suchexpedition in Bangka durch. Sie untersuchten alle bekannten Habitate und fanden alle 7 bekannten Spezies. Animiert durch ihren Bericht, entschloss ich mich 2015 selbst, P. deissneri zu finden und zu halten.
Aber die Realität zu diesem Zeitpunkt war frustrierend. Diese Spezies war nirgends innerhalb der EU zu finden. Das Parosphromenus — Projekt informierte mich, dass alle Zuchtlinien von P. deissneri im Westen verloren waren (später zeigte sich, dass diese Spezies auf der ganze Welt in Gefangenschaft nicht mehr vorhanden war); und seit 2009 hatte niemand mehr ihre Habitate auf der Insel besucht (die Expedition von 2012 war im Westen unbekannt geblieben). Mit großer Sorge und Unsicherheit bezüglich dieses legendären Fisches begann ich meine erste Reise nach Bangka 2016.
2016
Ich kam gemeinsam mit meinen Teamkollegen Ji, Yuhan und Dai, Jianhi (Team N.J.B) im August 2016 in Pangkal Rinang an.Die schwere Zerstörung der Umwelt auf Bangka aufgrund von Minenprojekten und Palmöl Plantagen war bereits vom Flugzeug aus sichtbar (Abb.1).
Das bedeutete nichts Gutes für uns. Um P. deissneri zu finden wollten wir alle bekannten Fundorte aufsuchen (die uns freundlicherweise von Linke zur Verfügung gestellt wurden), besonders das Ursprungshabitat. Der wirkliche Zustand des Biotops war weit schlechter als wir erwartet hatten. Das Originalhabitat von Deissneri waren die kleinen Nebenflüsse und Sümpfe des größten Flusssystems der Insel, im Zentrum der Insel gelegen. Dort wurden sie von Kottelat und Linke 1998 und 2008 in den mittleren Bereichen diesen Flusses gefunden, sozusagen im traditionellen Verbreitungsgebiet.
Aber der gesamte Bereich, von der Quelle in den Bergen bis zur Mitte des Gebietes wurde in eine gigantische Palmölfarm verwandelt (mindestens 50 Quadratkilometer). Die Sümpfe und kleinen Nebenflüsse waren stark vergiftet oder zerstört durch die Palmölplantage (Abb. 2).
Die beiden bekannten Habitate waren zerstört.
Der Sumpf mit der ursprünglich großen Populationsdichte war völlig ausgetrocknet. Die kleinen Schwarzwasserflüsse waren vergiftet durch die Farm und hatten sich in flache, schwammige Wasserläufe verwandelt. (Abb. 3).
Wir versuchten durch den verbliebenen Wald zu gehen und neue Lebensräume mit guten Wasser im Gelände oberhalb zu finden, aber was sich hinter den Bäumen verbarg, war eine neu gebaute Palmölfarm. (Abb. 4).
Die Einheimischen hatten die Bäume innerhalb des Waldes niedergebrannt, so dass man die Farm von Außerhalb nicht sehen konnte. Wir suchten drei Tage lang, aber wir konnten kein für Parosphromenus geeignetes Wassersystem in diesem traditionellen Verbreitungsgebiet mehr finden. Hier fanden wir nur noch die sehr robuste Betta Art, B. edithae (Abb. 5) , die in fast allen Wasserverhältnissen überlebt.
Dann wandten wir uns Richtung Süden dem Fundort der zweiten Deissneri Entdeckung zu, wo sie 2012 noch existierten. Aber der Fluss wurde 2015 völlig vergiftet von einer neuen Palmölfarm, direkt am Fluss. Der Wald war niedergebrannt, und eine Pumpstation für die Palmen stand direkt am Fundort der Entdeckung von 1998 (Abb. 6).
Obwohl die Wasserverhältnisse und Wasserpflanzen sich 2016 wieder erholt hatten (pH 4,8, GH>0,5) (Abb. 7)
und viele Fischarten zurückgekehrt waren, hatte sich die Population von P.deissneri nicht wieder eingestellt. Wir suchten hier drei Tage lang und fanden nur B. edithae, Belontias, Channas und Rasboras. Da alle bekannten Fundorte verloren waren, mussten wir unsere Suche nach P. deissneri aufgeben und beschlossen das andere wichtige Juwel von Bangka zu fangen, Betta burdigala (Abb. 8).
Diese rote, nur hier vorkommende Spezies, der schwimmende Rubin von Bangka, ist extrem selten, da er nur ein einziges Habitat auf der gesamten Insel bewohnt, ein kleiner Schwarzwassersumpf auf dem entfernten Ende der Insel Glücklicherweise fanden wir diesen Sumpf in perfektem Zustand vor, mit perfektem klaren Schwarzwasser (Abb. 9).
Unglücklicherweise war der Sumpf so gesund, dass der Wasserspiegel zu hoch war, um kleine Betta aus dem coccina Komplex zu fangen. Nur 2 Exemplare konnten 2012 gefangen werden, und wir hatten diesmal nicht das Glück auf unserer Seite. Aber wir fingen Chloropharanyx und waren überzeugt, dass Burdigala hier immer noch schwamm.
Am letzten Tag beschlossen wir, die Habitate nach B. schalleri und P. bintan abzusuchen. Die Lebensräume dieser zwei Spezies waren relativ gut vor menschlichen Aktivitäten geschützt. Wir entdeckten einen neuen Fluss mit sauberem Wasser, wo Schalleri und Bintan gemeinsam lebten (Abb. 10, 11a, 11b).
Es war ein tiefer (1m nahe dem Ufer) schnell fließender kleiner Fluss mit leichtem Schwarzwasser. Der pH Wert lag bei 5.1 mit kühlem Wasser, um die 26 – 27° C mittags. Er war am Ufer stark mit Pflanzen bewachsen (Abb. 12)
und im Wasser wuchs eine große Kolonie von Cryptovoryne lonicauda und bankaensis, die vielen Fischarten Schutz bot (Abb. 13 a,b,c).
In diesem kleinen Habitat fanden wir 15 Fischarten, eingeschlossen Barben, Goby, Schmerlen, junge Welse u.s.w. Dies stand für mich für die wahre Biodiversität der Tropen. Und an diesem Ort trafen wir einen unerwarteten seltenen Gast: Sundadanio gargula (Abb. 14). Der ursprüngliche Sundadanio Bangkas.
Es war das erste Mal, dass lebende Exemplare dieser Spezies fotografiert werden konnten. Meine erste Reise nach Bangka endete mit großer Sorge um die Umwelt dieser kleinen Insel und besonders um die Überlebenschance von P. deissneri.
2017
Obwohl alle bekannten Fundorte von deissneri verloren waren, wollte ich nicht aufgeben. So suchte ich monatelang auf Karten nach möglichen Habitaten dieser Spezies und kam mit Hilfe von P. Finke in Kontakt mit Team Borneo. Sechs Monate später kam ich zum zweiten Mal in Bangka an, im März 2017, zusammen mit meinem Teamkollegen Ji. Wir begaben uns direkt zum Fundort des neuen Holotypen deissneri. Diesmal fuhren wir um die Palmölfarm herum, mehr flussaufwärts.
Dann gingen wir zu Fuß am Fluss entlang durch den Wald zu einem schmalen Nebenfluss der noch nicht von der Farm vergiftet war. Ich schaffte es beim ersten Versuch, ein wunderschönes männliches Exemplar mit langem Filament an der Schwanzflosse (Abb. 15 a,b) zu fangen.
Was für eine Entdeckung! Endlich hatten wir diesen Fisch wiederentdeckt! Das Wasser ist klar, nicht schwarz, mit einem pH Wert von 5,1, EC um 6 uS/m und einer Wassertemperatur von 27.8°C. Das Ufergelände ist ca. 0,5 – 1,2 m tief und stark bewachsen mit Pflanzen. Die Fische versteckten sich zwischen den Pflanzen oder in Höhlen unter dem Wald (Abb. 16 a,b,c).
Daneben fanden wir viele Rasboras, Schokoguramis (Abb. 17) ,
Betta edithae, Betta simorum etc. zusammen mit den Deissneris. Aber die Populationsdichte von Deissneri war in diesem Habitat extrem niedrig. Wir konnten nur weniger als 10 Exemplare fangen. Der Grund war, dass sich die Wasserverhältnisse geändert hatten. Früheren Berichten nach lebten Deissneri in Schwarzwasser.
Auch dieses Wassersystem war 2008 noch schwarz. Aber 2017 wandelte sich das Wasser stromaufwärts in Klarwasser, verursacht durch Entwaldung. Die Parosphromenus können sich an Klarwasser anpassen, erreichen aber keine so hohe Population wie in Schwarzwassersystemen.
Danach beschlossen wir, das Originalhabitat des alten Holotypus aufzusuchen, wo er vor 150 Jahren entdeckt wurde. Es liegt stromabwärts in der gleichen Region, wie das ursprüngliche Verbreitungsgebiet.
Aber die Entwicklung der kleinen Stadt und der Mine in der Nähe hat den Wald und den Fluss zerstört. Kein Parosphromenus war mehr in seiner ursprünglichen Heimat zu finden.
Die folgenden Tage suchten wir wieder entlang des Flusses im ursprünglichen Verbreitungsgebiet zwischen der 1899 gefundenen Position flussabwärts und dem mittleren Gebiet von 1998. Aber alle meine Fundortkanditaten versagten.
Wir schafften es, einen wunderschönen, sehr ursprünglichen Sumpf zu finden.
Der Wald hier war perfekt erhalten. Wir sahen sogar eine Gruppe Affen herumspringen (Abb. 18 a,b).
Aber das Wasser war seltsam, halb sauber und halb dreckig. Ich vermutete, dass Einheimische flussaufwärts dabei waren, den Wald abzubrennen und Kanäle für Ölpalmen zu graben, was Teile des Wasservorrates des Sumpfes hier vergiftete.
(Abb. 19).
Aus diesem Grund konnten wir hier keine typischen Schwarzwasserfische mehr finden.
Danach begaben wir uns zu dem Sumpf der Burdigala. Unglücklicherweise war dieser wunderbare Sumpf innerhalb eines halben Jahres durch illegale Waldabholzung teilweise zerstört (Abb. 20)
Was übrig blieb, konnte nicht mehr so viel Wasser halten wie zuvor. Die riesige Kolonie von Cryptocoryne bankaenesis stromabwärts war ebenfalls teilweise zerstört durch die schlechten Wasserverhältnisse (Abb. 21).
Die Wassertiefe war auf durchschnittlich 30 cm abgesunken. Es war ideal um Burdigala (Abb. 22) zu fangen, versprach aber keine strahlende Zukunft für diese Spezies, da dieser Sumpf ihren einzigen Lebenraum darstellt
Vier Tage nach meiner Ankunft stieß Team Borneo zu uns. Wir gingen zu ihrem geheimen Fundort, welcher unsere einzige Hoffnung im traditionellen Verbreitungsgebiet von Deissneri war, wo wir 2012 Hunderte von Exemplaren gefangen hatten.
Aber die Umwelt hatte sich dramatisch verändert. Der ehemalige Wald war durch Palmölplantagen ersetzt. Der ursprüngliche Schwarzwasserfluss war nun ein halb trockener schlammiger Fluss, dessen Wasser in Bewässerungskanäle für Ölpalmen geleitet wurde (Abb. 23).
Nichts war mehr da.
Sie führten uns dann zu ihrem Fundort des mysterösen östlichen Typus von Deissneri.
Die Flüsse dieses Typus wurden bereits durch Zinnminen vor 10 Jahren vergiftet (Abb. 24).
Nun war auch der verbliebene Wald hier abgebrannt worden um Häuser zu bauen.
Wir beschlossen in der Gegend meines neuen Fundortes zu suchen. Wir fanden ein paar Kilometer von meinem Fundort entfernt einen riesigen Sumpf in der Nähe weiterer großer Palmölfarmen. Aber hier gab es keine Deissneri. (Abb. 25).
Wir bestätigten, dass die aktuelle Verbreitung der Deissneri sich auf den Bereich ganz oben flussaufwärts beschränkt.
Wir kehren zu den kleinen Nebenflüssen im Oberlauf zurück und fanden zwei weitere kleine Habitate. Das Problem ist, dass die Habitate alle nur noch fragmentarisch
und schon teilweise durch die menschlichen Aktivitäten in der Gegend beeinflusst sind.
Der Regenwald und die Sümpfe sind zu klein. Das ursprüngliche Schwarzwasser hat sich in Klarwasser umgewandelt. Der Fisch kämpft darum, sich an die neuen Verhältnisse anzupassen. Daher ist die Populationsdichte hier sehr niedrig.
Schlussendlich beschlossen wir, in das Herz von Bangka vorzudringen, welches noch nie wissenschaftlich untersucht wurde, um nach neuen Lebensräumen von Burdigala oder Deissneri zu suchen. In diesem ursprünglichen Land fanden wir erfolgreich drei weitere Lebensräume von Deissneri und fingen dort auch B. simorum und B. chlorpharanyx. (Abb. 26,27).
Eins der neuen Habitate ist ein Schwarzwassersumpf, der versteckt in einem unberührten Regenwald liegt (Abb.28).
Es ist der letzte Schwarzwasserlebensraum von Deissneri, den wir gefunden haben. Die Fische aus diesen Wasserkonditionen zeigten nach dem Fang eine großartige dunkelblaue Färbung, wie ein Saphir (Abb. 29).
Ein halbes Jahr später kehrte ich noch einmal mit meinem Teamkollegen Dai zurück, weil wir uns um den Zustand dieser Habitate Sorgen machten. Die Szenen die wir jetzt sehen mussten waren frustrierend. Der Prozess der Entwaldung von Bangka ist so rasend schnell, dass in 6 Monaten bereits einer der neu entdeckten Lebensräume von Deissneri niedergebrannt war (Abb. 30).
Die illegale Abholzung war auch in den Lebensraum von Burdigala vorgedrungen, der Wasserstand auf nicht mehr als 10 cm abgesunken. Die Burdigala kämpften in dem flachen schlammigen Wasser ums Überleben.
Unsere Hoffnung war das tiefe Waldinnere, wohin die Einheimischen noch nicht vorgedrungen waren. Wir untersuchten auch das Habitat von Bintan. Es war ebenfalls in Gefahr, die Leute bauten Häuser am Habitat und konstruierten einen Staudamm durch den Fluss (Abb. 31).
Die Population von Bintan war stark zurückgegangen. Unterhalb des Dammes waren keine Bintan mehr zu finden. Nur wenige konnten wir flussaufwärts fangen.
Wir schafften es noch einen riesigen intakten Sumpf mit einer hohen Populationsdichte von Bintan zu finden (Abb. 32).
But how further can we go next time? The island is limited. We can’t expect for hidden virgin land forever. Without protection, the loss of all habitats is only a matter of time.
2018
Aber wie weit können wir das nächste Mal gehen? Die Insel ist begrenzt. Wir können nicht erwarten immer wieder jungfräuliches Land zu finden.
Ohne Schutz ist der Verlust der Lebensräume nur eine Frage der Zeit.
2018
Ich fuhr ein halbes Jahr später zum vierten Mal nach Bangka, im April 2018. Die illegale Abholzung im Habitat der Burdigala schien gestoppt und der Wasserspiegel hatte sich vollkommen erholt.
Die örtliche Polizei hatte ein Warnschild aufgestellt. Es suggerierte, dass die lokale Regierung schließlich Maßnahmen ergriffen hatte. Darum glaube ich, dass dieses Habitat wenigstens die nächsten 5 Jahre überleben wird.
Auch die Habitate von Deissneri schienen mehr oder weniger unverändert. Aber die Erhaltung dieser Lebensräume war nur das Resultat des Zufalls und ist direkt bedroht.
Einige neue Konstruktionen der Palmölplantage in der Nähe des neuen Fundorts sind bereits im Gange (Abb. 33).
Ein weiteres Habitat einer Betta Spezies war in der Zwischenzeit zerstört worden (Abb. 34).
Insofern bin ich nicht sicher, wie lange diese Habitate bei der Expansion von Palmölfarmen und Zinnminen der Bedrohung durch menschliche Aktivitäten standhalten können.
Jedoch fand ich die Deissneri mit großer Freude wieder, gerade in dem Moment, als mir in sorgenvoll klar wurde, dass sie sich in großer Gefahr befinden.
Haltung und Zucht im Aquarium
Die Haltung und Zucht von P. deissneri im Aquarium ist nicht schwierig.
Es gibt keine speziellen Bedürfnisse dieser Art im Vergleich mit anderen Parosphromenus. Sie sind nicht aggressiv und können in einer Gruppe von 8 – 10 Fischen in einem 50l Aquarium (60×30 Standartgröße) gehalten werden (Abb. 35).
Das Männchen erreicht eine Länge von 4 cm, mit einem sehr langen Filament an der Schwanzflosse, welches selber eine Länge von 0,5 – 1,0 cm erreichen kann.
Das Weibchen ist etwas kleiner, ohne Blaufärbung der Flossen, aber dunkelrot in der Mitte der Schwanzflossse. Das Weibchen hat ebenfalls eine kleine Spitze an der Schwanzflosse, etwa 1 mm lang. Die Deissneri sind sehr robust. Sie können sich an verschiedene Wasserwerte anpassen, sogar an hartes Wasser mit einer Gesamthärte von 15 – 20. Sie reagieren in Gefangenschaft nicht sehr empfindlich auf anorganische chemische Wasserparameter. Aber natürliches weiches saures Wasser entspricht den Fischen mehr, nur dann zeigen sie ihr Metallblau.
Ich halte sie in Schwarzwasser mit einem pH zwischen 5 und 5,5, GH 2 – 3.
Auf der anderen Seite sind die organischen Faktoren sehr wesentlich, was heißt, dass die Nitrifikation gut funktionieren muss.
Deissneri sind nicht sehr wählerisch, was das Futter angeht. Sie akzeptieren alles an Lebendfutter: Artemianauplien, Grindal, Moina, Mückenlarven etc.
Die größte Herausforderung bei der Haltung von wildgefangenen Deissneri ist, Odinium und Weißpünktchenkrankheit zu vermeiden. Sie werden sehr leicht von diesen Krankheiten befallen. Regelmäßiger Wasserwechsel ist nötig und eine frühe Behandlung der Krankheit ist wichtig. Mit der richtigen Medikation können sie im Frühstadium schnell geheilt werden. Die im Aquarium aufgezogene Nachzuchtgeneration ist viel stärker gegen Odinium gewappnet. Sie erkrankt selten. Sie erreichen ein Alter von 2 – 3 Jahren. Ich bin mir über die Lebensspanne in Gefangenschaft nicht sicher, da die Wildfangexemplare nach 2 Jahren noch aktiv sind.
Sie sollten nicht über 28°C Wassertemperatur gehalten werden. Sie können auch Temperaturen über 32 Grad überleben, aber es ist nicht natürlich für sie und würde ihre Lebensspanne verkürzen. In Freiheit leben sie in kühlem Wasser. Sogar in der Trockenzeit hat das Wasser gegen Mittag nicht mehr als 27 – 28 °C. In der Nacht fallen die Temperaturen auf um die 20 Grad oder weniger. Nach meiner Erfahrung ist in normal geheizten europäischen Wohnungen eine Aquariumheizung selbst im Winter nicht nötig.
Dies wird erst bei Wassertemperaturen von 16 – 18 °C notwendig.
Um Nachwuchs zu erhalten, ist ein Extrabecken für ein einzelnes Paar ratsam. Es braucht nicht größer als 10-20l zu sein, aber je größer das Becken ist, desto besser für das Weibchen und den Beginn der Balz. Die Balz dauert mindestens 2 – 3 Tage (Abb. 36, 37).
Die Paarung dauert ein paar Stunden (Abb. 38).
Das Weibchen verlässt die kleine Höhle und das Männchen bewacht die Eier in einem Unterwasserschaumnest. (Abb. 39).
Das Männchen greift in diesem Zeitraum das Weibchen an. Ist das Becken zu klein, kann das zu Verletzungen des Weibchens führen. Nach 6 – 8 Tagen ist die neue Generation waagerecht schwimmfähig . Sie bleiben für weitere 2 – 3 Tage (Abb. 40) im Nest.
Entweder trennt man sie jetzt von den Eltern oder man lässt die nächste Generation kommen. Die Jungen haben ungefähr eine Größe von 1 – 2 mm. Sie benötigen in der ersten Woche kleines Erstfutter wie Paramecium oder kleine Artemianauplien.
In den letzten zwei Jahren habe ich Bangka vier Mal besucht. Ich habe die dramatische Umweltzerstörung, die auf dieser Insel stattfindet erlebt. Palmölplantagen verursachen die schlimmsten Schäden am Regenwald. Dies passiert nicht nur auf Bangka, sondern überall im gesamten Indonesien. Für so eine kleine Insel kann der Verlust eines Sumpfes den endgültigen Verlust einer Spezies bedeuten. Die Natur hat Millionen Jahre gebraucht um die wundervolle Biodiversität auf Bangka zu erschaffen, und es mag nur ein paar Dekaden dauern, dies alles zu verlieren.
Was können wir Wasser – Fans tun um so eine Tragödie zu verhindern?
Ich denke, die beste Antwort, die Habitate vor menschlicher Einwirkung zu schützen ist, sie den Einheimischen abzukaufen. Dies ist ebenso das Standardvorgehen bei Schutzprojekten für den Orang-Utan und die Tiger in Indonesien. Die großen Säugetiere bekommen viel öffentliche Aufmerksamkeit, aber nicht die kleinen Fische wie Parosphromenus oder Betta unter Wasser. Daher mag ein privates Erhaltungsgebiet speziell für kleine Fischarten entscheidend sein für ihr Überleben.
Beispielsweise haben meine japanischen Freunde ein kleines Stück Land erstanden. Hier wird eine Betta Art geschützt. Dies hat sich als wirkungsvolle Maßnahme erwiesen.
Dies ist auch ein Ziel des Parosphromenus Projektes, öffentliche Aufmerksamkeit zu erzielen und Schutzgebiete für diese Spezies zu etablieren.
Translated from english to german by Dorothee Jöllenbeck-Pfeffel, juli 2018